Nachbericht: Zukunftskonferenz 2022 von Ziele brauchen Taten

Wie dringt Nachhaltigkeit ins Kerngeschäft von Sportvereinen? Darum drehte sich unsere zweite Zukunftskonferenz in der Kampagne „Ziele brauchen Taten“. Folgend haben wir einige der Ansätze von Referent*innen und Teilnehmenden zusammengefasst.

„Diesen Sommer haben Events wie die European Championships und die Basketball EM gezeigt, welche gesellschaftliche Bindekraft der Sport hat.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Klaus Reuter, Konsortialführer von RENN.west, am 21. September im Düsseldorfer Malkasten die zweite Zukunftskonferenz von „Ziele brauchen Taten“. Diese Kraft müsse genutzt werden, um die Herausforderungen einer Nachhaltigen Entwicklung und gleichzeitig die aktuell teils existenzbedrohliche Situation für Sportvereine entschlossen anzugehen.

Die Bedeutung des Sportes in der Nachhaltigkeitstransformation sah auch Ministerialdirigent Bernhard Schwank: „Die Zahl 17 ist im Sport unlängst angekommen – nicht nur als Nummer auf dem Trikotrücken!“ Viele Vereine würden Nachhaltigkeit schon umsetzen und auch klare Vorteile daraus gewinnen. Doch: „Es gibt noch viel zu tun, deswegen ist es wichtig, die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele als neue Denk- und Handlungsmuster für den Sport zu diskutieren.“ Genau dieses Ziel verfolgte die Konferenz.

Keynote: Latten nicht zu tief hängen

In der anschließenden Keynote stellte sich Gerd Thomas, 1. Vorsitzender des FC Internationale Berlin, die Frage, welche Leistung der Sport zur Nachhaltigkeit bereits beiträgt, und legte dafür sprichwörtlich den Finger in die Wunde. Mit klaren Worten adressieret er die vielen Missstände und verkalkten Strukturen – von laschen Kriterien der Verbände über fehlendes Personal in Vereinen bis zur Verschleißkultur. Seine Forderung: „Engagiert euch, werdet laut, fordert!“ Zudem appellierte er, die Latte nicht zu tief zu hängen und ermutigte, anspruchsvolle Ziele zu formulieren.

Gerd Thomas vom FC Internationale Berlin

Podiumsdiskussion: Nachhaltigkeit zur Prämisse machen

Inwiefern die Potentiale des Sports ausgeschöpft werden können, wurde anschließend auf dem Podium diskutiert. Gerd Thomas formulierte hier seinen Anspruch an den Profisektor: „Ich erwarte, dass die großen Vereine vorangehen. Bei den Umsätzen, die große Profivereine machen, können sie uns nicht erzählen, dass sie keine Nachhaltigkeitsprojekte umsetzen können. Das ist lächerlich!“

Auch Lukas Stemper (Landesjugendsprecher des NAJU NRW) forderte verpflichtende Maßnahmen für Profi-Vereine. „Da geht viel und muss viel passieren.“ Auch für den Amateur*innen-Bereich hält er Richtlinien für nötig, doch müssten hier durch Vernetzung und Beratung erstmal Grundlagen geschaffen werden.

Zukunftskonferenz

Niko Mikulic (Referent Jugend- und Sportpolitik der Sportjugend Hessen) warnte jedoch, lediglich den Profisport zu fokussieren – dadurch würde die soziale Kraft des Breitensports in der Sportberichterstattung untergehen. Außerdem müsse verstärkt der Dialog mit den Vereinen vor Ort gesucht werden, um passgenaue Maßnahmen entwickeln zu können.

Einigkeit herrschte über den Punkt, Nachhaltigkeitskriterien in Förderprogrammen zu verankern – ein starkes strukturelles Instrument. Georg van der Vorst (Head of Sport Sponsoring bei der Viessmann Climate Solutions SE) wies darauf hin, dass die bisherigen Schritte in diese Richtung noch zu klein seien. Ein weiterer starker Hebel sei das Sponsoring, denn auch hier spiele authentisches Nachhaltigkeitsengagement eine bedeutsame Rolle. Um an dieser Stelle wirksame Beiträge zu leisten, sei es zentral, auch die inhaltliche Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Sponsoren zu fördern, denn diese Schnittstelle gerate zurecht zunehmend in den Mittelpunkt.

Im Fokus: Gute Beispiele preisverdächtiger Vereine

Inspiration, Glaubwürdigkeit und Innovation lieferten die acht nominierten Sportvereine im Wettbewerb „WestDerby Zukunft“. Anhand zahlreicher Beispiele bewiesen sie, dass Vereine jeder Größenklasse enorme Beiträge zur Umsetzung von Nachhaltigkeit einnehmen und regten zum Nachahmen an. Mehr Details über ihre Aktivitäten und welche Vereine in der Auszeichnungsfeier am Abend der Veranstaltung die ersten Plätze erreichten, hier.

Der FC Hertha Bonn im Pitch

Gruppenphase: Praktische Lösungen ausdribbeln

Inspiriert durch die Beiträge am Vormittag, starten die Teilnehmenden in die Gruppenphase. Kreativität war gefragt! Anhand konkreter Fragestellungen diskutierten Kleingruppen verschiedene Herausforderungen des Fallbeispiels „SDGUnited“, einem fiktiven Sportverein.

Im Rahmen der Diskussion, wie der Verein durch Kommunikation zu Nachhaltigkeit mobilisieren kann, wurden verschiedene Herangehensweisen skizziert. So würden persönliche und informelle Gespräche vor allem interne Skeptiker überzeugen und das Aufzeigen, welches Nachhaltigkeitsengagement bereits umgesetzt wird, ein gemeinsames Verständnis herstellen. Um die Kommunikation nach außen gezielt zu gestalten, müssten zunächst die Kommunikationsziele sowie die Zielgruppen diskutiert werden.

Inwiefern die Nachhaltigkeitsaktivitäten durch Förderungen unterstützt werden können, wurde in einer weiteren Gruppe diskutiert. Für Unterstützungsmöglichkeiten wurden etwa Sofortprogramme, wissenschaftliche Begleitung oder Analysemöglichkeiten zur Selbsteinschätzung angeführt. Sinnvolle Fördermitteloptionen seien Struktur- oder Projektförderungen sowie Beratungen oder Coachings. Die Rahmenbedingungen für Förderungen sollten barrierearm, schnell, unkompliziert, niedrigschwellig und an formale Kriterien (wie ein Leitbild) geknüpft sein.

Gruppenphase

Mit der Fragestellung, wie der Verein seine Aktivitäten durch die Zusammenarbeit mit anderen Schnittstellen gezielt fördern kann, beschäftigten sich weitere Teilnehmende. Grundsätzlich wurde die Herausforderung diskutiert, das Potential und den Mehrwert der Zusammenarbeit verschiedenster Akteur herauszustellen. Mit dem Fokus auf den städtischen Tourismusverband, wurde mit einer inklusiven Ferienfreizeit eine konkrete Idee entwickelt, wie der Sportverein sein Engagement gemeinsam mit weiteren Akteuren ausbauen kann.

Die letzte Gruppe beschäftigte sich mit der Frage, wie Qualifizierungsangebote Nachhaltigkeit im Verein verankern können und diskutierte vor allem Angebote durch die  Verbandsebene. Als kurzfristige Angebote werden Leitfäden, Netzwerktreffen und Vorstellungen von motivierenden Vorbildern als nützlich wahrgenommen. Längerfristig seine Weiterbildungsmodule und Unterstützung bei konkreten Maßnahmen wie Bestandsaufnahmen notwendig.

Finale: Kompakte Take-aways der Konferenz

Die Schlussworte formulierte Prof. Dr. Marcus Schröter, Leiter der Master-Studiengänge „Nachhaltige Entwicklung“ und „Angewandte Nachhaltigkeit“ an der Hochschule Bochum. Er nahm drei wichtige Take-aways aus den Diskussionen der Tagung mit: Kommunikation sei als wichtige Säule der Nachhaltigkeit unerlässlich; ein wirksames Mittel, um Nachhaltigkeit ins Kerngeschäft der Vereine zu bringen, seien umfassende Kooperationen; die Befähigung der Vereine durch Ressourcen und Bildung sei für eine ganzheitliche Verankerung unabdingbar.

Alle Infos zu den Sieger-Vereinen des WestDerby Zukunft hier. 

Bewegtbilder des Tages bietet ein kurzes Video.

Derby-Sieger

Die Gewinner*innen im WestDerby-Zukunft.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner