Im Vorfeld der UEFA EURO 2024 bewegt sich in Deutschland auch abseits des Fußballplatzes einiges. Der beim Bundesumweltministerium (BMUV) angesiedelte Beirat „Umwelt und Sport“ wirbt für eine nachhaltige Sportentwicklung in seinem Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030.“ Im Fokus: die nachhaltige Ausübung des Sports unter Schonung der natürlichen Ressourcen.
Der Beirat „Umwelt und Sport“ unterstützt das BMUV bei umweltpolitischen Fragen für den Sport. Er besteht aus 14 Mitgliedern und bringt Expert*innen aus verschiedenen Bereichen wie Sport, Wissenschaft, Verwaltung, Naturschutzverbänden und Wirtschaft zusammen. Das erarbeitete Positionspapier soll Politiker*innen, Sportverbänden und privaten Akteur*innen als Leitfaden für eine nachhaltige Ausrichtung des Sports dienen.
Folgende fünf Handlungsfelder bilden den Kern des Positionspapiers:
1. Sport in Natur, Landschaft und urbanem Raum
Die natürliche Landschaft ist für jeden Bürger und jede Bürgerin zur Ausübung von Sport, Bewegung und Erholung frei zugänglich. Natursportliche Aktivitäten können jedoch zu Nutzungskonflikten mit Natur und Landschaft führen, da hochsensible Lebensräume betreten werden können. Deswegen fordert der Beirat eine Aktivitätslenkung in gesonderten Naturräumen. Um den Zielkonflikt zwischen Sport und Naturschutz zu lösen, sollen Ge- und Verbote für Schutz- und Waldgebiete sowie Wanderwege entwickelt werden. Darüber hinaus gilt es, sektorübergreifende Bildungsarbeit zu leisten und digitale Angebote auszubauen, um zum Beispiel zu vermeiden, dass Nutzerwege in Naturschutzgebieten in Apps abgebildet werden.
2. Nachhaltige Sportanlagen
Ein hoher Zuwachs an Sportstätten ist in Deutschland nicht zu erwarten, aber es steht ein enormer Sanierungs- und Modernisierungsbedarf an. Hier müssen Anstrengungen zur ökologischen Aufwertung unternommen werden, wie z.B. energetische Sanierung für mehr Energieeffizienz, Begrünung und Ressourcenschonung. Darüber hinaus wird empfohlen, die Fördermittel vorrangig für die nachhaltige Sanierung von Sportanlagen zu verwenden.
3. Nachhaltige Sportgroßveranstaltungen
Sportgroßveranstaltungen, wie die Olympischen Spiele und Welt-/Europameisterschaften haben eine große Reichweite, stehen aber oft im Konflikt mit der sozialen und ökologischen Dimension. Sportveranstalter und Sportverbände müssen für eine nachhaltige Entwicklung und deren Umsetzung sensibilisiert werden. Der Beirat empfiehlt die Einbeziehung von Nachhaltigkeitskonzepten zur Klimaneutralität der Sportgroßveranstaltungen und eine transparente Dokumentation der erzielbaren Emissionseinsparungen. Zudem sollen Sportveranstaltungen international verpflichtend nach den Nachhaltigkeitskriterien durchgeführt werden.
4. Nachhaltige Mobilität
Sport bedeutet Mobilität: Sportveranstaltungen, Jugendtrainingseinheiten und Liga-Spiele erfordern Fahrten zur und von der Sportstätte. Der Verkehr stellt eine erhebliche Belastung für die Umwelt dar, daher muss der Mobilitätsbedarf des Sports nachhaltig gestaltet werden. Umweltfreundliche Verkehrsarten wie Fuß- und Radwege sowie öffentliche Verkehrsmittel müssen attraktiver gemacht und in Sportveranstaltungen integriert werden. Zu diesem Zweck fordert der Beirat eine Zusammenarbeit zwischen dem Sportsektor und dem öffentlichen Sektor.
5. Nachhaltigkeit in Sportartikelindustrie und Handel
Sportbekleidung und Sportartikel werden häufig in Entwicklungs- und Schwellenländern hergestellt, in denen es keine gesetzlichen Verpflichtungen zum Schutz von Mensch und Natur gibt. Prekäre Arbeitsbedingungen und unzureichende Umweltstandards sind die Folge. Der Beirat fordert eine gemeinsame Verantwortung von Herstellern und Händlern für die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Produkten. Zudem sollen Beiträge zum Klimaschutz geleistet und Nachhaltigkeitskriterien bei der Beschaffung verbindlich berücksichtigt werden.
Um die oben genannten Empfehlungen umzusetzen, appelliert der Beirat an alle Verantwortlichen in Politik, Ländern, Bildung, Sport- und Naturschutzverbänden sowie Sporthandel und Medien. Nur durch gemeinsames Handeln kann der Sport nachhaltiger werden.
Das ganze Positionspapier kann hier eingesehen werden.