Gastbeitrag: Nachhaltigkeit im Sport als Königsdisziplin

Nachhaltigkeit im Sport wird immer präsenter – ob bei der Planung und Umsetzung von Events, bei der Lizenzvergabe in Ligen oder der strategischen Vereinsausrichtung. Neben einem kompakten Überblick zum aktuellen Stand zeigt Gastautor Joachim Raschke (BNE-Partner am Nuremberg Campus of Technology der TH Nürnberg) wie Nachhaltige Entwicklung zum „Team-Sport“ im Verein werden kann.

 Joachim Raschke

Ob Fußball-Europameisterschaft, Olympische Spiele oder die FISU World University Games 2025 – die Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen unter nachhaltigen Gesichtspunkten ist unter dem Augenmerk der internationalen Öffentlichkeit ein Muss geworden und hat durch OECD und IOC einen konkreten Rahmen erhalten.

Auf nationaler Ebene werden aktuell die Ziele der deutschen „Nationalen Strategie Sportgroßveranstaltungen“ in einem großen Beteiligungs-Projekt von DOSB, der Deutschen Sporthochschule Köln und dem Öko-Institut in einen Leitfaden und eine Toolbox im neuen Webportal „Nachhaltige-Sportveranstaltungen.de“ umgesetzt. Darüber hinaus werden Mindeststandards und Maßnahmen entwickelt, die in skalierter Form auf alle Sportveranstaltungen übertragbar sein sollen.

Lizenzen nur noch mit Nachhaltigkeit?

Ebenso bedeutsam ist die Entwicklung von Nachhaltigkeits-Rahmen im regelmäßigen Liga-Betrieb populärer Sportarten: Selbstverpflichtungen sollen zu einer nachhaltigen Vereinsentwicklung, einem umweltfreundlichen Spielbetrieb und zukunftsfähigen Strukturen beitragen. Was im Fußball mit den 2022 von der DFL verabschiedeten Nachhaltigkeits-Kriterien begann, findet nun auch im Eishockey mit der DEL, im Basketball mit der BBL und im Handball mit der HBL weitere Verbreitung. Zuletzt verabschiedete der Deutsche Fußball Bund (DFB) eine Nachhaltigkeitsstrategie sowie einen Kriterienkatalog für die dritte Liga und die Frauenfußball-Bundesliga, die konkrete Handlungsfelder und Orientierungselemente vorgeben. Weitere Ligen und Verbände folgen diesen Beispielen – für Sportvereine und -organisationen ist es an der Zeit, sich systematisch und zukunftsorientiert aufzustellen und die Rahmenwerke helfen dabei.

Indem nachzuweisende Nachhaltigkeitsaktivitäten zu Elementen der Lizenzvergaben gemacht werden, zeigt der Profi-Sport dabei eine bemerkenswerte Verbindlichkeit für seine Vereine. Man stelle sich vergleichsweise vor, wirtschaftsvertretende Organisationen wie die IHKs und HWKs würden ihren Mitgliedsunternehmen Nachhaltigkeitsverpflichtungen als „license to operate“ auferlegen. Hier ist es die nationale und europäische Gesetzgebung, die der Wirtschaft schrittweise rechtliche Gestaltungs- und Dokumentationspflichten vorgibt.

Dabei geht es nicht um bloße Normierung oder Verhaltensmaßregeln. Vielmehr geht es darum, Antworten auf die Fragen der Zukunftsfähigkeit der Sportarten und Vereine zu finden. Diese sollen sich ihrer zukünftigen Chancen und Risiken bewusst sein, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und ein gemeinsames Verständnis für eine Nachhaltige – eben zukunftsfähige – Entwicklung erhalten. Ein Beispiel für diesen Antrieb ist die Entstehung der DFL-Nachhaltigkeitsstrategie, die in schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie aus den strategischen Überlegungen der Taskforce „Zukunft Profifußball“ hervor gegangen ist.

 

Nachhaltigkeit im Sport

Beim Team-Sport „Nachhaltigkeit“ sitzen alle in einem Boot.

Strategien sichern den langfristigen Erfolg

Die Nachhaltigkeitskriterien in den verschiedenen Sportarten setzen einen Rahmen, in dem Vereine ihre eigenen Wege, Werte und Engagements, Maßnahmen und Ziele einordnen und dokumentieren. Damit dies jedoch nicht in einer bloßen Ansammlung von pflichterfüllenden Maßnahmen endet, sondern der angestrebten Weiterentwicklung der Vereine dient, ist es unerlässlich, nachhaltige Strategien zu etablieren und in der Organisationsstruktur zu verankern. Das lohnt sich auch unbedingt für Vereine in Sportarten oder Ligen, die nicht unmittelbar von vorgegebenen Nachhaltigkeitsstrategien betroffen sind – und ebenfalls im Amateur- und Breitensport.

Ein häufiges Missverständnis besteht darin, Nachhaltigkeit als eigenes funktionales Feld und Aufgabe zu betrachten, anstatt sie als Handlungs-Prinzip zu verstehen, das alle Bereiche der Sportvereinstätigkeit durchdringt. Dies gilt nicht nur für die internen Strukturen, sondern auch für die Einbindung in die Gesellschaft, mit Mitgliedern und Fans, in der Zusammenarbeit mit kommunalen Verantwortlichen sowie für werthaltige Wirtschafts-Partnerschaften im Sponsoring.

Nachhaltige Entwicklung ist „Team-Sport“ und erfordert von Beginn an Zusammenarbeit, deshalb spielen der Einführungsprozess und die Organisation eine entscheidende Rolle.

Nachhaltigkeitsmanagement will gelernt sein

Dies anzuleiten und zu führen ist eine zentrale Aufgabe für Nachhaltigkeitsverantwortliche. Die Nachhaltigkeitsstrategien der verschiedenen Ligen fordern dazu explizit die Benennung zuständiger und qualifizierter Personen. Doch was braucht es hierfür an Qualifikation und know-how? Neben fachlichem, spezifischen Grundlagenwissen sind vor allem Handlungskompetenzen gefragt: Wie gelingt ein Einführungsprozess in der Praxis? Welche Methoden und Instrumente sind zielführend? Welche Orientierungsrahmen sollte man kennen? Und was sind die erfolgversprechenden Schritte, die zu einer gelebten Nachhaltigkeitsstrategie und einem aktiven, nachhaltigen Sportbetrieb führen, der alle Beteiligten mitnimmt?

Eine Vielzahl von Fachliteratur, Artikeln und Leitfäden hilft dabei sich zu informieren. Um das nötige Handwerkzeug und erforderliche Skills zu erlernen, bietet sich die Weiterbildung in einem Lehrgang an, der persönlichen Austausch ermöglicht, individuelle Fragestellungen und Bedarfe berücksichtigt und systematisch auf den Entwicklungsprozess im Verein hinführt.

Lehrgang vermittelt Kernkompetenzen für nachhaltigen Sport

Dazu braucht es vor allem Erfahrung und Expertise aus der Praxis – so wie es das Referenten-Team aus Sport, Wirtschaft, Wissenschaft und NGO im Lehrgang „Nachhaltigkeitsmanager:in Sport“ besitzt.

In einem abgestimmten Mix aus Präsenz-Trainings und Webinaren wird über rund vier Monate an einer Roadmap für nachhaltige Sportvereins-Entwicklung gearbeitet, „live“ an jeweils drei Tagen beim Bayerischen Landessport-Verband in München und in der Mannheimer SAP Arena, dem Spielort der Adler Mannheim und Rhein-Neckar-Löwen. In sechs Online-Workshops werden verschiedene Schwerpunktthemen vertieft. Zum Abschluss-Termin des Zertifikatskurses präsentieren die Lehrgangsabsolventen ihre individuellen Nachhaltigkeitskonzepte.

 

Nachhaltigkeit im Sport in der SAP Arena

SAP Garden München, im Bau Juli 2024 | Foto: Joachim Raschke

 

Ein besonderes Highlight des diesjährigen Lehrgangs, der vom Nuremberg Campus of Technology der TH Nürnberg sowie dem RENN-Netzwerk getragen wird und am 8. Oktober 2024 startet, ist der Besuch des neu eröffneten SAP-Gardens im Olympiapark München. Die Führung bietet fachkundige Einblicke in eine Sportarena, die Nachhaltigkeit als zentrale Maxime für Bauweise und Betrieb setzt.

Weitere Infos: www.nachhaltigkeitsmanager-sport.de

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Interview mit Jörn von Ameln von der Deutschen Eishockey Liga zur nachhaltigen Ausrichtung der DEL und Take-Aways vom Lehrgang „Nachhaltigkeitsmanager:in Sport“ | Link

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